Stellen Sie sich Folgendes einmal vor: Ein Team arbeitet gemeinsam an einem umfangreichen Report. Jedem Mitglied ist ein bestimmter Teil zugewiesen, der bis zu einer festgelegten Deadline fertiggestellt werden muss. Alles ist organisiert und läuft nach Plan. Das Teammitglied, das für den Inhalt der ersten zwei Abschnitte verantwortlich ist, beginnt jedoch im Zeitplan zurückzufallen.

"Keine große Sache!", denkt sie sich, während sie lässig ihren Kalender durchblättert. "Ich häng ja nur wenige Tage hinterher. Und die paar Tage machen letztendlich auch keinen großen Unterschied aus", meint sie - also macht sie sich auch nicht die Mühe, ihre Teammitglieder über ihren Verzug zu informieren.

Sie bekommt jedoch gar nicht mit, dass ein anderes Teammitglied bereits auf die Informationen aus ihren Abschnitten wartet, um seinen eigenen Beitrag abzuschließen. Der Designer kann die Graphiken nicht erstellen, bevor er nicht ihre Inhalte gelesen hat. Die Person, die den Report editieren soll, hat sich in ihrem Zeitplan einen bestimmten Tag für diese Aufgabe freigehalten - aber jetzt ist klar, dass der Report bis zu diesem Termin auf keinen Fall fertig wird.

Kommt Ihnen das bekannt vor?

Menschen sehen oft den Wald vor lauter Bäumen nicht und verstehen überhaupt nicht, welche Auswirkungen ihre individuelle Arbeit auf das Gesamtbild hat. Und die Tatsache, dass diese Wechselwirkungen nicht verstanden werden, führt oft zu dem oben dargestellten frustrierenden Domino-Effekt.

Als Teamleiter müssen Sie Teammitgliedern helfen, die Auswirkungen ihres Tuns zu verstehen und das ganze Puzzle zu sehen - statt nur ihre eigenen individuellen Teile. Aber warum ist das wichtig und wie können Sie hierbei wirksam vorgehen? Schauen wir uns das einmal genauer an.

Das Gesamtbild: Warum ist es für Ihr Team wichtig?

Wenn es um die Erfahrungen von Einzelpersonen in einem Team geht, gibt es eine beliebte Kindergeschichte, die die Probleme verdeutlicht, die ohne hinreichendes Verständnis und ausreichende Kommunikation entstehen können:

"Hier ist Edward Bär, er kommt gerade mit Christopher Robin die Treppe herunter. Bum, Bum, Bum, schlägt sein Hinterkopf auf die Stufen auf. Das ist, soviel er weiß, die einzige Art, die Treppe herunterzukommen. Aber manchmal denkt er, es müsste doch auch anders gehen. Wenn doch nur für einen Moment das Gepolter aufhören könnte, würde ihm bestimmt etwas einfallen.
~ A.A. Milne

Die Lehre der Geschichte: Die Erfahrungen einer Person variieren erheblich, je nachdem welche Sichtweise sie hat.

"Der Platz, den Sie in einem Unternehmen einnehmen und der Weg, den Sie durchlaufen, hängen weitestgehend von Ihrer Position ab", erklärt Sarah Shin, Leiterin der Personalabteilung von Wrike. "Das Ziel besteht darin, dass alle die Treppe herunterkommen, ohne wie Winnie Pooh zu enden."

Denken Sie mal darüber nach: Für Christopher Robin war das ein einfacher, direkter Gang die Treppe herunter. Aber für den armen Edward Bär (alias Winnie) im wahrsten Sinne des Wortes ein Schlag auf den Kopf. Wenn Christopher Robin einen Schritt zurück hätte machen können, um die Erlebnisse seines Freundes besser zu verstehen, dann hätte er die ganze Angelegenheit für ihn deutlich angenehmer gestalten können.

Teammitgliedern die Fähigkeit zu geben, ihre Arbeit in einem größeren Kontext zu sehen, hat glücklichere und produktivere Mitarbeiter zur Folge. In seiner Studie "Research in Organizational Behavior" entdeckte Brent D. Rosso, PhD, Folgendes: Für denjenigen, der einen Sinn in seiner Arbeit sieht, verbessert sich so ziemlich alles, von der Motivation und dem Engagement bis hin zur Arbeitszufriedenheit und der individuellen Leistung - die Fehlzeiten und der Stress hingehen verringern sich.

Lesen Sie unseren kürzlich veröffentlichten Beitrag zum Thema "Der Arbeit einen Sinn geben", in dem 3 Schlüssel aufgezeigt werden, wie Sie der Arbeit Ihres Teams einen größeren Sinn verleihen.

Helfen Sie Ihren Teammitgliedern zu verstehen, worin ihre Rolle besteht

Ob in großen oder weit verteilten Teams - es kann eine wahre Herausforderung darstellen, die Mitglieder auf das gleiche Level zu bringen, damit sie einander verstehen.

"Der Teamleiter fungiert als eine Art Seelsorger", erklärt Melissa Thomas-Hunt, stellvertretende leitende Dekanin, Global Chief Diversity Officer und Leadership Professor an der Darden University. "Deshalb müssen Teamleiter ein genaues Gespür für das Fachwissen und die potentiellen Kenntnisse Ihrer Mitarbeiter haben. Dann besteht ihre Arbeit darin, die Teammitglieder zu kuratieren, verborgene Kenntnisse oder Fachwissen ans Licht zu rufen und den Prozess zu lenken."

Dann besteht ihre Arbeit darin, die Teammitglieder zu kuratieren, verborgene Kenntnisse oder Fachwissen ans Licht zu rufen und den Prozess zu lenken."

Wie bringen Sie das zustande? Hier ein paar grundlegende Strategien, die Sie umsetzen sollten, um Ihren Teammitgliedern zu helfen, die Rolle ihrer eigenen Arbeit zu verstehen.

1. Das Kick-off-Meeting: Richtig beginnen

Laut einer Meinungsumfrage von Interact/Harris, so berichtet die Harvard Business Review, geben erstaunliche 91 % der Mitarbeiter an, dass Kommunikationsprobleme ihre Vorgesetzten demoralisieren. Außerdem haben sich Mitarbeiter am häufigsten über fehlende klare Anweisungen von ihren eigenen Chefs beschwert.

91 % der Mitarbeiter sagen, dass Kommunikationsprobleme ihre Vorgesetzten demoralisieren
Bildquelle: Harvard Business Review

Die Lösung besteht darin, ein Kick-off-Meeting abzuhalten, um alle auf den gleichen Stand zu bringen.

"Als eine der ersten Maßnahmen sollte unbedingt ein Einführungsmeeting abgehalten werden", erklärt David Coleman, Senior Analyst bei Collaborative Strategies. "Bevor das Team mit der Arbeit an einem Projekt beginnt, sollten Sie alle zu einem Gespräch versammeln. Auf diese Weise helfen Sie den Beteiligten, die jeweiligen Rollen der anderen Teammitglieder zu verstehen. Wenn sie einander verstehen und vertrauen, ist die Chance viel größer, dass sie gut zusammenarbeiten.

Quintessenz: Starten Sie jedes Projekt mit einer offenen Besprechung des Gesamtbildes. Dies bringt weit mehr Vorteile mit sich, als Sie denken.

2. Crosstraining: Entdecken, wie die anderen arbeiten

Setzen Sie Teammitglieder mit Mitarbeitern aus anderen Positionen oder Abteilungen zusammen. Ermöglichen Sie es Ihrem Team, zu erfahren, wie andere arbeiten. Dieses Crosstraining lässt Ihr Team in die Arbeit anderer Leute eintauchen, und verschafft ihm Einblicke darin, wie der Rest des Projekts bewerkstelligt wird.

Einige Teams haben ein formelles Verfahren eingeführt, das diese abteilungsübergreifende Schulung fördert, andere halten das etwas lockerer und planen einfach nur Meetings oder Gespräche ein.

Ungeachtet dessen, wie genau Sie vorgehen werden, eines müssen Sie unbedingt beachten: Ihre Teammitglieder sollten ihre Scheuklappen ablegen dürfen. Geben Sie Ihnen die Möglichkeit, ihre Aktivitäten zu erweitern und andere Teammitglieder bei ihrer Arbeit zu begleiten oder praktische Erfahrung in anderen Arbeitsbereichen zu erhalten. Dies wird letztendlich dazu beitragen, dass sie das Gesamtbild von Projekten besser verstehen und die Abläufe im gesamten Unternehmen vermehrt wahrnehmen.

3. Gruppenzwang: Heben Sie die menschliche Komponente hervor

Gruppenzwang - ein ständiger Kampf in der Schulzeit. Und ob Sie es glauben oder nicht, auch heute kann er noch sehr wirksam sein.

"Ich konnte beobachten, dass Gruppenzwang einen großen Einfluss auf Projektteams ausüben kann", bestätigt Coleman. Gruppenzwang in der Arbeitsumgebung hat jedoch nicht den gleichen negativen Beiklang wie in unserer Jugendzeit. Hierbei geht es darum, die menschliche Komponente der zu erledigenden Arbeit hervorzuheben.

Schauen wir uns einmal folgendes Beispiel an. Welche Aussage würde Sie eher dazu motivieren, Ihre Arbeit zu erledigen?

  1. "Geben Sie Ihre Arbeit pünktlich ab, sonst kann das Projekt nicht fristgemäß fertiggestellt werden."
  2. "Geben Sie Ihre Arbeit pünktlich ab, sonst überschreiten wir das Budget."
  3. "Es ist wichtig, dass Sie Ihre Arbeit pünktlich abgeben. Jakob ist für die nachfolgenden Schritte verantwortlich, und es wäre ja nicht fair, wenn er seinen Teil unter riesigem Zeitdruck erledigen muss, damit das Projekt fristgemäß fertiggestellt wird."

Wenn Sie sich für die letzte Option entschieden haben, sind Sie nicht alleine. Hervorzuheben, welche Auswirkungen die einen Teammitglieder auf die anderen haben, kann sich oft als viel wirkungsvoller erweisen, als darauf zu beharren, wie sie das Projekt oder den Unternehmenserfolg beeinflussen. Es geht nicht immer um die Arbeit - es geht um die Menschen.

Forschungen bestätigen das. Eine von Forschern an der University of Iowa durchgeführte Studie fand heraus, dass der Wunsch den Kollegen zu gefallen/sie zufrieden zu stellen, eine größere Motivation darstellt als ein höheres Gehalt.

Quintessenz: Heben Sie hervor, welche Auswirkungen das Verhalten von Teammitgliedern auf ihre Kollegen hat - und nicht nur auf die Arbeit selbst.

Heben Sie hervor, welche Auswirkungen das Verhalten von Teammitgliedern auf ihre Kollegen hat - und nicht nur die Arbeit selbst.

4. Das große Ganze sehen: Wiederholen Sie es, bis es fest verankert ist

Wie immer gilt, Sie können nicht einfach etwas einmal sagen und dann davon ausgehen, dass es sofort hängen bleibt. Sie müssen Ihren Teammitgliedern das Gesamtbild immer und immer wieder vor Augen führen.

"Wenn Sie das Gesamtbild stetig in Ihre Botschaft einbauen, dann wird es verstanden werden - und zu einem fest in der Denkweise verankerten Wissensstück werden", erklärt der Führungsexperte und Autor Kevin Eikenberry in seinem Beitrag.

Lassen Sie das Gesamtbild zu einem zentralen Bestandteil Ihrer Botschaft werden. Sie können eine Besprechung dieses Themas sogar in Ihre Leistungsbewertungen mit einbauen. Legen Sie bei Ihren Teammitgliedern immer wieder Wert darauf, dann wird dieses Verständnis bald tief in ihnen verwurzelt sein.

Fazit

Teammitglieder sind schnell so sehr auf ihre eigenen Bäume konzentriert, dass sie den großen Wald, in dem Sie sich befinden, komplett aus den Augen verlieren. Als Teamleiter ist es Ihre Aufgabe, herauszuzoomen und ihnen dabei zu helfen, zu verstehen, welchen Platz ihre Arbeit im Gesamtbild einnimmt und welche Auswirkungen sie auf das Projekt, das Unternehmen und die größeren Unternehmensziele hat.

Die Umsetzung dieser vier Schlüsselstrategien erleichtert diesen Prozess und führt letztendlich zu einem glücklicheren, produktiveren und besser zusammenarbeitenden Team.

Biografie der Autorin:
Kat Boogaard (@kat_boogaard) ist ein Autorin bei Midwest und schreibt über Themen wie Karriere, Selbstentwicklung und Freelancer. Außerdem ist sie Kolumnistin bei Inc.com, schreibt für The Muse, ist Karriere-Redakteurin bei The Everygirl und überall im Web mit ihren Beiträgen vertreten.

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